2022 im KRF hat gezeigt: Mentale Gesundheit muss im Fokus stehen

19.12.2022 | Blog

Fröhliche Kinder sitzen auf dem Boden

Das Jahr 2022 neigt sich dem Ende zu und mit ihm ein erfolgreiches und ergreifendes Jahr. Viele Projekte wurden erfolgreich abgeschlossen und neue Veranstaltungsreihen begannen. Ebenso produktiv war es für die Lobbyarbeit, denn es konnten neue Netzwerke geflochten werden. Vor allem aber konnte das KRF (KinderRechteForum) den Ausschuss der deutschen Bundesregierung zur Umsetzung der Kinderrechte in Deutschland in Genf verfolgen. Wie wichtig das ist, zeigt die Auswertung der diesjährigen Zahlen der Ombudsstelle und der digitalen Hilfestelle helpando. Sowohl daraus als auch aus dem politischen Diskurs haben sich klare Baustellen ergeben, weshalb das KRF mit neuen Schwerpunkten und der Unterstützung durch neu gewonnene Ehrenamtliche in 2023 startet.

Aber erstmal ganz von vorn: Das Jahr 2022 begann mit einem großen Meilenstein für die Ombudsstelle des KRF: dem Live-Gang der ersten digitalen Hilfsplattform helpando für Kinderrechte in ganz Deutschland. Besonders ist die große Spannbreite an digitalen Kanälen, über die Kinder und Jugendliche Hilfe anfragen können. So ist helpando neben Website, Mail und Telefon auch direkt über WhatsApp-, TikTok- oder Instagram-Nachricht erreichbar. Unter dem Motto „Stark für dich“ können Kinder und Jugendliche mit Kinderrechtsverletzungen oder anderen Beschwerden und Anliegen so Hilfe anfordern.

Aber nicht nur die Plattform helpando erlebte ihren Go-Live – auch die KRF-Website ist seit Kurzem in ihrer neuesten Version online. Die neue Struktur soll die Nutzer*innen möglichst schnell als Ziel führen, also Hilfesuchende zur Ombudsstelle und alle anderen zur gewünschten Information.

Mitarbeiter von helpando schauen die Website an
Mitarbeiterin der Ombudsstelle am Telefon

Der Alltag in der Ombudsstelle: 2022 mit mentaler Gesundheit im Fokus

Die Auswertung der ersten Jahreshälfte zeigt klar und deutlich, womit Kinder zu kämpfen haben: Von den insgesamt 7.500 Anfragen* vom Jahresanfang bis August 2022 fallen die meisten Anliegen in den Bereich des Kinderrechts auf Gesundheit (ca. 36 %). Themen wie Suizidalität (ca. 11 % der Anfragen) und die Belastung aufgrund psychischer Erkrankungen, z. B. durch Depression (ca. 11 % der Anfragen), sind für das Ombudsstellen-Team Alltag. Mehr dazu hier.

Direkt an das KRF wenden sich größtenteils Erwachsene, welche vor allem rechtliche Fragen oder Unterstützung bei der Kommunikation mit unterschiedlichen Behörden benötigen. Durch den Aufbau eines multidisziplinären Teams aus Pädagoginnen, Psychologinnen, Juristinnen und Kinder- und Jugendpsychotherapeutinnen konnte die Qualität der Beratung deutlich erhöht werden. Das spiegelt sich auch in den Rückmeldungen der Hilfesuchenden wider: „Danke für die Hilfe heute ...Ich weiß nicht, ob ich es ohne die Hilfe geschafft hätte.”

Gezielte Stärkung des Rechts im Krieg und auf der Flucht durch „KRF4Ukraine“

Als Reaktion auf den Krieg zwischen der Ukraine und Russland und den damit verbundenen Verletzungen des Rechts auf Schutz im Krieg und auf der Flucht initiierte das KRF außerdem das Projekt „KRF4Ukraine“. Das KRF bot in diesem Rahmen kostenlose und bundesweite Online-Kurzschulungen für den Umgang mit geflüchteten traumatisierten Kindern und Jugendlichen an. Hinzu kommt eine ukrainischsprachige Infoseite, die über Kinderrechte aufklärt und Hilfesuchende, die weder Deutsch noch Englisch sprechen, an die passenden Stellen verweist. Außerdem wurden im Zuge des Projektes diverse Unterrichtsmaterialien in deutsch-ukrainischen Versionen erstellt, die kostenlos heruntergeladen werden können.

Kinderrechte auf der politischen Bühne …

Für die Lobbyarbeit war 2022 ebenfalls ein wichtiges Jahr: Als Vertretung der Zivilgesellschaft begleitete das KRF den UN-Ausschuss für die Rechte des Kindes in Genf. Die deutsche Bundesregierung sollte dort Auskunft über die Aktivitäten erteilen, die Deutschland unternommen hat, um Kinderrechte zu stärken.  Als zentrale Maßnahme im Bericht der Bundesregierung ist eine stärkere Zusammenarbeit mit der Zivilgesellschaft gegen die ansteigende sexualisierte Gewalt gegen Kinder im Internet genannt.

Dieser möchte sich das KRF annehmen und neben der mentalen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen einen neuen Schwerpunkt auf sexualisierte Gewalt gegen Kinder und Jugendliche setzen. Neben den hohen Anfragen zum Kinderrecht auf (mentale) Gesundheit (35 % der Anfragen), rückt das Kinderrecht auf Schutz vor Gewalt immer mehr in den Fokus der alltäglichen Anfragen des Ombudsstelle-Teams (12 % der Anfragen).

KRF Night

… und auf der wortwörtlichen Bühne

Mit dem Thema „Die Bedeutung von mentaler Gesundheit von Kindern im Zeichen von Corona, Krieg und Ungleichheit“ eröffnete das KRF diesen Sommer die erste KRF Night, als Auftakt einer wichtigen Veranstaltungsreihe. Zusammen mit weiteren zivilgesellschaftlichen Akteuren wie der JugendNotmail, dem Deutschen Institut für Menschenrechte und dem deutschen Jugendinstitut wurde über politische Rahmenbedingungen, generelle Wertvorstellungen und Funktionen einer Gesellschaft und dessen Handlungsmöglichkeiten und Hürden im Zusammenhang mit mentaler Gesundheit diskutiert. Der erfolgreiche Austausch der KRF Night lässt hoffen, dass sich die verschiedenen Perspektiven weiterhin bereichern und eine gemeinsame Zukunftsperspektive konzipiert werden kann. Das KRF startet deshalb in das Jahr 2023 mit Hoffnung auf eine engere Zusammenarbeit zwischen der deutschen Bundesregierung und der Zivilgesellschaft, um mehr Sensibilität für Kinderrechte in Deutschland zu schaffen.

Worauf wir uns noch freuen: Im neuen Jahr bekommen wir mehr Unterstützung! Denn das KRF schließt das Jahr mit dem Ausbau des Ehrenamtsnetzwerks und dem Start eines Ehrenamtsportals- sowie Stammtisch ab. Dabei wurde eine neue Idee ins Leben gerufen: KRF-Botschafter*innen, die bundesweit über Kinderrechte und die Arbeit des KRF aufklären. Falls Sie also noch über ein ehrenamtliches Engagement nachdenken, ist jetzt der beste Zeitpunkt, um sich zu melden!