Wie Menstruation die Zukunftschancen von Mädchen und Frauen weltweit beeinflusst

13.07.2021 | Blog

Mädchen guckt skeptisch

Was bedeutet Menstruation im globalen Kontext? Jedes Kind hat das Recht, in einem sauberen und sicheren Umfeld aufzuwachsen. Jedes Kind muss Zugang zu Wasser, Toiletten, Hygieneprodukten haben. Das gilt auch für Frauen, Mädchen und allen anderen Menschen, die Menstruation erleben. Der Beginn der Menstruation verändert das Leben vieler Menschen und kann mitunter gravierende Auswirkungen auf die Zukunft von Menstruierenden haben.


Insbesondere betrifft dies Menstruierende, die im globalen Süden, also etwa in Afrika, Südamerika oder Südasien leben. Hier erschwert der gesellschaftliche Umgang mit der Periode und den damit zusammenhängenden Umständen erheblich den Alltag – dadurch werden neue Herausforderungen und Hindernisse für junge Menschen geschaffen. 

Warum sind Menstruierende im globalen Süden besonders betroffen?  

Neben dem Gefühl von Scham und Unwohlsein, das viele junge Menstruierende weltweit mit dem Thema verbinden, bedeutet das Einsetzen der Monatsblutung jedoch in vielen Ländern des globalen Südens weit mehr. Es hat Auswirkungen auf die Gleichberechtigung und Chancengleichheit der betroffenen Kinder. Armut, mangelnde Hygiene, fehlende Aufklärung, kulturelle und religiöse Aspekte sind die Triebkräfte, die dafür sorgen, dass mit Beginn der Menstruation ein Laster entsteht, welches sie meist nie wieder ablegen können. 

Was sind die konkreten Konsequenzen für Menstruierende? 

Menstruation wird in viele Kulturen gleichgesetzt mit dem Erwachsensein. Menstruierende Kinder sind geschlechtsreif und gelten somit als bereit für die Heirat, für eine eigene Familie, für eigene Kinder. Zwangsheirat und frühe Schwangerschaften sind keine Ausnahmen. Gleichzeitig sorgen die bereits oben angeführten Gründe für eine massive Gefährdung aller Menstruierenden und Schwangeren. Schwere Infektionen sind leider keine Seltenheit und die Abwesenheit einer geeigneten Umgebung, Betreuung und Versorgung, während vieler Geburten führt nicht selten zu Todesfällen.  

Darüber hinaus sind viele junge Menstruierende gezwungen, ihre schulische Bildung auszusetzen oder gar abzubrechen, um sich entweder der gesellschaftlichen Norm unterzuordnen oder als Folge der herrschenden Umstände. Menschen während ihrer Menstruation werden oft als unrein angesehen. Dieses Stigma führt zu Mobbing, Ausgrenzung und Selbstisolierung – auch in Schulen. Aber nicht nur das ist problematisch: Viele Schulen bieten kein sauberes Wasser, Mülleimer oder Privatsphäre, von sogar kostenlosen Menstruationsprodukten können die Betroffenen nur träumen. Die Produkte sind generell sehr teuer und so stellt die Menstruation jeden Monat aufs Neue eine beinahe unüberwindbare Herausforderung dar. Die Periode ist ein Tabu und sie soll unsichtbar bleiben, aber wie soll man sie ohne Binden oder Tampons verstecken? 

Und welche Auswirkungen hat das auf die Zukunftschancen von Kindern? 

Neben den direkten Auswirkungen auf Ihren Bildungsgrad, zukünftige Weiterbildungen und die Jobsuche, muss die mit der Menstruation einhergehende Unterdrückung und Ausgrenzung thematisiert werden. Durch die Menstruation und den damit einhergehende verfrühten Bildungsabbruch lernen Menstruierende meist wenig über die biologischen Prozesse, die Gefahr von frühen Schwangerschaften, Infektionen oder auch Möglichkeiten zur Vorsorge und Hygiene. Die Gesellschaft, ihre Kultur und Familie geben somit vor, wie mit dem Thema umzugehen ist und dieser Umgang ist meist geprägt von Tabus, Stigmatisierung, Ausgrenzung oder schlicht Irrglaube und fehlendem Wissen. Dies wird weitergegeben und prägt Generationen von jungen Menstruierenden. Ihre Zukunftschancen werden massiv eingeschränkt durch einen Kreislauf, der durchbrochen werden könnte. 

Was kann getan werden, um die Situation von Menstruierenden zu verbessern? 

In den letzten Jahren ist das Thema zunehmend in den Fokus von Menschenrechtsorganisationen gerückt, die nun verstärkt versuchen, mehr Aufmerksamkeit auf das Thema zu lenken. Dabei spielen sogenannte WASH-Programme (Wasser, Sanitär und Hygiene) eine zentrale Rolle. Diese Programme sollen zur Umsetzung des Menschenrechts auf Wasser und sanitäre Grundversorgung beitragen. Ziel und Forderung ist es, dass junge Menstruierende sich nirgendwo auf der Welt für ihre Menstruation schämen müssen oder ihre Bildung oder Zukunftschancen beeinträchtigt werden. Geholfen werden kann dabei durch den Bau von geschlechtergetrennten Toiletten, welche Waschmöglichkeiten in Bildungseinrichtungen ermöglichen. Zudem können Hygieneartikel verteilt und über deren Anwendung gelehrt sowie auch Informationen über den weiblichen Zyklus und den Schutz vor Infektionen gegeben werden. Auch wenn saubere sanitäre Anlagen in vielen Teilen der Welt keine Selbstverständlichkeit sind, können schon relativ kleine Veränderungen, die Ausbildung vieler Mädchen verbessern und ihnen Bildungsgerechtigkeit und Chancengleichheit ermöglichen.  

Des Weiteren spielt die Aufklärung der jungen Menstruierenden und deren Angehörigen eine bedeutende Rolle, um den angesprochenen Kreislauf zu durchbrechen. Problematisch ist es, dass Aufklärung über die Menstruation und Schutz für Menstruierende in vielen Ländern ebenso bedeutet gesellschaftlichen, traditionellen und religiösen Riten zu widersprechen. Gleichzeitig müssen die jahrelang geprägten Rollenbilder aufgebrochen werden. Nur so können insbesondere die zukünftigen Chancen von jungen Mädchen und Frauen im globalen Süden verbessert werden. 

Als KinderRechteForum möchten wir noch einmal darauf hinweisen, dass die Menstruation in der Wahrnehmung meist ausschließlich mit dem Erwachsensein verbunden wird. Das ist nicht nur eine mangelhafte Darstellung, sondern führt auch dazu, dass Kindern ihre Rechte entrissen werden. Kinder haben ein Recht auf Bildung, ein Recht auf Hygiene, ein Recht auf ein diskriminierungsfreies Leben, so beschreibt es die UN-Kinderrechtskonvention. Unser Appell ist daher das Thema Menstruation als allgegenwertig und höchst relevant wahrzunehmen. Es ist keineswegs ein Randthema, sondern bestimmt global die Zukunft vieler Kinder.