Mathe, Deutsch, Organspende – bald auch auf dem Stundenplan?

25.06.2019 | Blog

medizinisches Modellherz

Deutschland hat ein Problem: Sehr wenig Organspender stehen sehr langen Wartelisten gegenüber. Während 2017 nur 769 Deutsche ein Organ spendeten, starben täglich drei Patienten, die auf eine lebensnotwendige Organspende warteten. Um mehr Deutsche zur Organspende zu motivieren, schlägt Gesundheitsminister Jens Spahn nun vor, die Thematik in Lehrpläne aufzunehmen.


Was ist eine Organspende?  

Nicht jeder Verstorbene kann automatisch seine Organe spenden. Voraussetzung ist , dass der Hirntod festgestellt wurde und die weiteren Organe nicht geschädigt sind. Zwei erfahrene Ärzte oder Ärztinnen müssen unabhängig voneinander bezeugen, dass keine Aktivität im Gehirn mehr zu verzeichnen ist. Daraufhin muss noch ausgeschlossen werden, dass der potentielle Spender oder die Spenderin Infektionen hat oder an Krebs leidet und dies somit an die Organempfänger weitergeben könnte. Erst nach Ausschluss dieser Kriterien können die Organe für die Patienten auf den Wartelisten freigegeben werden.

Wie kann ich meine Organe spenden? 

Schon im Alter von 14 Jahren kann man einer Gewebespende zustimmen oder dieser widersprechen. Mit 16 Jahren ist es möglich, dies auch für die Organspende zu tun. Um seine Organe oder sein Gewebe spenden zu können, gibt es kein Höchstalter – das heißt, auch Senioren können ihre Organe spenden, solange sie gesund sind.   

Zuallererst muss man sich Gedanken darüber machen, ob man seine Organe spenden möchte und wenn ja, welche das sein sollen. Man kann einer gesamten Organspende zustimmen, der Spende einzelner Organe widersprechen oder sich ganz gegen eine Spende entscheiden. Wenn man nicht selber entscheiden möchte, kann auch eine Person angegeben werden, die diese Entscheidung nach dem festgestellten Hirntod treffen soll.   

Es ist wichtig, diese Entscheidung auf einem Organspendeausweis oder in einer Patientenverfügung zu dokumentieren, damit es im Ernstfall unmissverständlich ist und schnell gehandelt kann. Auch wenn man sich gegen die Organspende entscheidet, sollte dies dokumentiert sein. Liegt kein Ausweis und keine Patientenverfügung vor, werden die Angehörigen nach dem mutmaßlichen Willen des Patienten oder der Patientin befragt. Ist dieser nicht ausreichend festzustellen, dürfen keine Organe entnommen werden. Deswegen ist es hilfreich, seinen eigenen Willen zu dokumentieren – so werden Angehörige entlastet und es wird nach der eigenen Entscheidung gehandelt. Falls man sich noch einmal umentscheidet, kann man einfach den Organspendeausweis oder die Patientenverfügung erneuern.  

Wie ist die aktuelle Situation in Deutschland?   

Erst kürzlich sorgte Spahn mit seinem Vorschlag für Aufsehen, auch in Deutschland eine sogenannte Widerspruchslösung einzuführen. Demnach wär jeder Deutsche von Geburt an Organspender – solange, bis er ausdrücklich widerspricht. In einigen Nachbarländern hat sich diese Regelung bereits bewährt und beispielsweise Spanien verzeichnet weitaus mehr Organspenden als hierzulande. Oft missverstanden wird, dass das Gesetz nicht zur Organspende zwingt – doch aber dazu, eine Entscheidung zu treffen. Manch einer empfindet dies als Eingriff in das Selbstverfügungsrecht über die eigenen Organe. Ob dieser Gesetzentwurf aber mit Hinblick auf den akuten Spendermangel ratsam ist, wird derzeit diskutiert. 

Die Niere ist das Organ, das in Deutschland am häufigsten benötigt wird. Momentan kommen auf 2.000 transplantierte Nieren deutschlandweit ungefähr 7.500 Patienten und Patientinnen, die auf der Warteliste stehen. Diese müssen meist mindestens 6 Jahre auf eine neue Niere warten. Auch andere Organe wie das Herz, die Lunge, die Leber, die Bauchspeicheldrüse und der Dünndarm können gespendet werden – grundsätzlich ist es aber so, dass es mehr Organe benötigt werden, als es Spender*innen gibt.  

Fest steht also, dass dringend mehr Spender*innen gebraucht werden. Da das Mindestalter für eine Organspende 16 Jahre ist, könnte es durchaus sinnvoll sein, Kinder schon früh darüber aufzuklären und ein Bewusstsein für den Spendermangel zu generieren. Hierdurch könnte verhindert werden, dass aufgrund von Ignoranz oder Nichtwissen potentielle Spenderinnen verloren gehen.